Anne Fischer ist Wissenschaftlerin in der Fraunhofer-Einrichtung für Großstrukturen in der Produktionstechnik IGP in Rostock. In Ausgabe 4/19 von Fabriksoftware schreibt sie darüber, wie digitale Tools im Handwerk die Effizienz steigern.
Frau Fischer, wie ist es um die Digitalisierung im Handwerk bestellt?
Der Grad der Digitalisierung ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und auch stark vom Gewerk abhängig. Gerade die Baustellenprozesse sind bisher nur in sehr geringem Maße digitalisiert. Das heißt, Handwerksbetriebe, die vorwiegend auf Baustellen unterwegs sind und keine eigene Fertigung haben, wie beispielsweise Maler, haben dadurch meist weniger Erfahrung hinsichtlich Digitalisierung. Unternehmen mit eigener Fertigung, die nur zum Einbau ihres Produktes – wie Tischler – auf die Baustelle fahren, sind da oftmals fortschrittlicher, einige wenige schon recht weit. In vielen Fällen ist es so, dass erstmal in einem Bereich mit der Digitalisierung begonnen wird. Bei der Auswahl entsprechender Software wird leider häufig vergessen darauf zu achten, ob diese zukünftig auch für andere Unternehmensbereiche geeignet ist. So entsteht eine Sammlung aus analogen Prozessen und unterschiedlichen (Insel-) Softwarelösungen, die am Ende sogar zu Mehraufwand, beispielsweise durch doppeltes Einpflegen von Informationen, führen kann. Daher gibt es, gerade was die gesamtheitliche Digitalisierung im Handwerk angeht, noch Potenzial.
In welchen Bereichen – Planung, Einkauf, Produktion oder Logistik – ist die Digitalisierung schon fortgeschritten und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Auch das ist vom jeweiligen Unternehmen abhängig. In vielen Handwerksbetrieben wird bereits in fast allen Bereichen digital im Sinne von Excel-Tabellen oder bestimmten Modulen von ERP-Systemen gearbeitet, eine Vernetzung zwischen den einzelnen Bereichen findet nur nicht statt. Parallel werden auch noch analoge Informationen im Unternehmen verteilt. Und gerade dort liegt oft das Problem. Solange eine digitale Vernetzung der Bereiche nicht stattfindet, ist der große Vorteil der Digitalisierung, nämlich transparente Informationsflüsse und die damit verbundene Flexibilität und Effizienz, nicht oder nur eingeschränkt gegeben.
In Ihrem Beitrag stellen Sie ein Konzept zur Digitalisierung von Montageplanungsprozessen vor. Was macht die Digitalisierung hier erforderlich?
Der Prozess der Montageplanung ist in unserem Kontext als Planung der Kundeneinsätze zu verstehen. Es wird festgelegt an welchem Termin die Montage des im Handwerksbetrieb gefertigten Produktes beim Kunden stattfinden wird. Dieser Teilprozess hat sehr viele Schnittstellen zu anderen Prozessen wie Vertrieb, Einkauf, Produktionsplanung. Da die Einhaltung des mit dem Kunden vereinbarten Montagetermins oberste Priorität hat, müssen alle anderen Prozesse entsprechend darauf abgestimmt sein. Hier ist die Arbeit mit unterschiedlichen Tools nicht nur zeitaufwändig und unflexibel, sondern birgt auch die Gefahr, dass Informationen verloren gehen und die Termineinhaltung nur unter Zusatzaufwand und Mehrarbeit erfolgen kann.
Welche Vorteile ergeben sich aus dem Einsatz digitaler Tools im Montageprozess?
Durch der Einführung eines digitalen Tools zur Montageplanung mit Schnittstelle zu den anderen Unternehmensbereichen wird die Transparenz der Informationen maximal erhöht. Die Mitarbeiter arbeiten alle mit der gleichen Informationsbasis, werden bei Änderungen informiert und können so schnell handeln und den vereinbarten Termin einfacher einhalten. Die daraus resultierenden zufriedenen Kunden fördern den Fortbestand des Unternehmens und auch die Mitarbeiter sind zufriedener, weil ungeplante Nacharbeiten minimiert werden können.
Den Beitrag Digitale Montageplanung für das Handwerk gibt es in der aktuellen Ausgabe von Fabriksoftware zu lesen. Bitte hier entlang.