Eingebettet in zentrale Planungs- und Steuerungsstrukturen wird der Informationsfluss in der Logistik größtenteils in separaten Prozessen oder Teilprozessen realisiert. Dies führt zu vermehrtem Aufwand und Verzögerungen bei der Abwicklung der logistischen Kernprozesse. Besonders trifft dies auf mobile Arbeitsprozesse, beispielsweise in der Automobillogistik, zu. Hier bieten Wearable Computing Systeme die Möglichkeit, durch Anwendung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien die Informationsgenerierung, -verteilung und -nutzung direkt in den Arbeitsprozess zu integrieren. Dadurch wird eine Entlastung des Anwenders ermöglicht, sodass sich dieser auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann.
Heute werden sowohl das Informationsmanagement als auch die Planung und Kontrolle logistischer Prozesse überwiegend von zentralisierten Logistiksystemen durchgeführt. Jedoch entsprechen diese aufgrund gestiegener Dynamik und Komplexität nicht mehr den hohen Anforderungen flexibler Auftragsabwicklung. Selbststeuerungsmethoden sind demgegenüber dezentral und heterarchisch ausgerichtet [1]. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, Material- und Informationsflüsse sowie Arbeitsabläufe zu synchronisieren. Der Informationsfluss entsteht überwiegend aus dem Austausch von prozessrelevanten Informationen innerhalb einer Arbeitsgruppe [2]. Diese grundlegenden Informationen, ergänzt um aktuelle Informationen über den betrachteten logistischen Prozess, erlauben es, den Arbeitsablauf effizienter zu planen und auszuführen.
Heutzutage wird der Einsatz von RFID-Technologien (Radio Frequency Identification), Wearable Computing Lösungen und anderen innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien für alle Teilnehmer innerhalb der Logistik immer interessanter. Diese Technologien erhöhen die Transparenz der Logistikprozesse und bieten gleichzeitig einen an die Bedürfnisse der ausführenden Arbeiter angepassten Informationsfluss [2].
Informationsmanagement in der Logistik
Der Begriff Logistik umfasste lange Zeit lediglich Transport-, Umschlag- und Lagerprozesse. Seit Beginn der 80er Jahre etablierte sich die flussorientierte Betrachtung und Koordination der Schnittstellen zwischen den Bereichen innerhalb eines Unternehmens. Diese Entwicklung setzte sich durch die Ausrichtung der Organisationsstruktur eines Unternehmens nach dem Flussgedanken anhand der internen Prozesse fort. Die unternehmensübergreifende Betrachtung der Prozesse in der gesamten Wertschöpfungskette mündet im Konzept des Supply Chain Management, in welchem den Informationsflüssen eine hohe Bedeutung zukommt. Durch die beschriebene Entwicklung hat sich auch das Wissen um die Prozesse im Einzelnen sowie im Zusammenhang deutlich vergrößert. Die gegenseitigen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen sind zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen geworden [3]. Diese Informationen über die internen und unternehmensübergreifenden Prozesse sowie Wissen im Allgemeinen ist in den zurückliegenden Jahren zu einem zentralen Faktor hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Netzwerken geworden. Eine Aufgabe innerhalb der Logistik ist die bedarfsgerechte Bereitstellung von Informationen und Wissen in den jeweiligen internen und unternehmensübergreifenden Prozessen.
Die Notwendigkeit eines Informationsmanagements resultiert aus der zunehmenden weltweiten Vernetzung von Unternehmen und Prozessen in übergreifenden Wertschöpfungsketten und der daraus entstehenden Menge von Informationen. Informationsmanagement orientiert sich an den Zielen und Strategien des Unternehmens und wird als strategisch und operativ ausgerichtetes Führungshandeln definiert [4]. Die Aufgabe des Informationsmanagements ist die Planung, Steuerung, Organisation und Kontrolle der Nutzung von Informationen als Ressource sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch über Unternehmensgrenzen hinweg. Diese Nutzung wird mit Hilfe von Informationssystemen sowie Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht [4, 5]. Die Bedeutung des Informationsmanagements wird auf Grund der beschriebenen Entwicklung in Zukunft weiter steigen. Insbesondere vor dem Hintergrund einer Optimierung von operativen Prozessen ist die Nutzung von Informationen als Ressource und deren Austausch zu einem erfolgskritischen Faktor geworden [6].
In Analogie zu Produkten unterliegen auch Informationen einem Lebenszyklus. Sie werden erzeugt, strukturiert und gespeichert, verwaltet, benutzt und verbessert, weitergegeben und bei Bedarf auch wieder entfernt. Bei der Erzeugung von Informationen werden zwei Arten unterschieden. Das Auffinden von bereits vorhandenen Informationen steht der Erzeugung neuer Informationen gegenüber. Die neu zur Verfügung stehende Information wird im Sinne einer einfachen Verwendung strukturiert und gespeichert. Der Verwaltung liegt ein Berechtigungskonzept zu Grunde, in dem festgelegt ist, wer und in welchem Umfang Zugriff auf die gespeicherte Information hat. Bei der Nutzung und Verbesserung von Informationen geht es darum, wichtiges von unwichtigem und inhaltlich falsches von richtigem zu unterscheiden bevor es im nächsten Schritt über verschiedene Kanäle weitergegeben wird. Das Entfernen von Informationen kann bei einer Aktualisierung notwendig werden. [7, 8]
Moderne Informationstechnologien und die Nutzung darauf basierenden Formen der Weitergabe von Informationen wie beispielsweise Wikis, Mindmaps, Datenbanken und Dokumenten-Management-Systeme haben die Einführung von Informations-Management-Systemen deutlich vereinfacht und beschleunigt. Im Bereich der Nutzung von Informationen stellt sich die Frage, wie die vorhandenen Informationen bzw. das vorhandene Wissen bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden kann. Im Bezug auf mobile Arbeitsprozesse ist zu klären, wie dem Mitarbeiter die erforderlichen Informationen prozessnah zugänglich gemacht werden können. Eine Möglichkeit hierzu stellt die Technologie des Wearable Computing dar, die im folgenden Abschnitt erläutert wird.
Wearable Computing Systeme in der Arbeitsumgebung
Wearable Computing Systeme sind in die Kleidung integriert und unterstützen den Anwender, ohne zusätzlichen Bedienaufwand zu erzeugen oder seine Aufmerksamkeit unnötig zu binden [9]. Um dies zu erreichen, sollte die notwendige Interaktion zwischen Nutzer und System auf ein Minimum begrenzt sein. Das Wearable Computing System nutzt Sensoren um automatisiert Daten über die Umgebung und die aktuelle Arbeitssituation zu sammeln. Für den Prozess nützliche Informationen werden dem Anwender z. B. in Form von möglichen Folgeschritten in der weiteren Abwicklung oder konkreten Arbeitsanweisungen zur Verfügung gestellt. Weiterhin können gewonnene Daten gespeichert und für Berichte oder zu Abrechnungszwecken genutzt werden.
![Bild 1: Interaktionsmodell: konventionelles mobiles System (links) und ein Wearable-System (rechts) [9] Bild 1: Interaktionsmodell: konventionelles mobiles System (links) und ein Wearable-System (rechts) [9]](http://factory-innovation.de/wp-content/uploads/2021/08/bsr1.png)
Bild 1: Interaktionsmodell: konventionelles mobiles System (links) und ein Wearable-System (rechts) [9]
Für die genaue Definition von Wearable Computing existieren in Abhängigkeit von Untersuchungsschwerpunkt und Anwendungsgebiet verschiedene Ansätze [10]. Liegt der Fokus auf der Interaktion zwischen Anwender, System und Umgebung, erfolgt die Unterscheidung anhand der Gegensätze zwischen konventionellen mobilen und Wearable Computing Systemen [9]. Bei konventionellen mobilen Systemen ist die Interaktion so gestaltet, dass diese über Interaktionsmöglichkeiten wie z. B. einen Desktop erfolgt und nach einem festen Schema abläuft (Bild 1, links).
Zur Interaktion mit dem System muss der Anwender seine Aufmerksamkeit auf die Benutzeroberfläche richten. Im Gegensatz dazu erlauben Wearable Computing Systeme eine automatisierte Nutzung, die parallel zur Haupttätigkeit des Anwenders erfolgt und wenig Bedienaufwand erfordert (Bild 1, rechts). Komplexe, weitentwickelte Wearable Computing Systeme erkennen sowohl komplexe Tätigkeiten als auch spezielle arbeitsrelevante Abläufe und nutzen diese Informationen, um in den entsprechenden Situationen eine Vielzahl von Diensten bereitstellen zu können, die genau auf den Prozessablauf und die Bedürfnisse des Anwenders zugeschnitten sind [11].
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